Fragen und Antworten

Was ist „Trauma First“?

„Trauma First“ ist eine traumatherapeutisches Versorgungsprogramm. Es beinhaltet Einzel- und Gruppentherapie für die Kinder/Jugendliche und Einzelgespräche für die Eltern sowie die Teilnahme an einer Elterngruppe. „Trauma First“ ist ein einzel- und gruppentherapeutisches Angebot, das sich mit seinem Inhalt speziell an den Bedürfnissen und Erfordernissen der Kinder, Jugendlichen, jungen Frauen und Familien, der Form der traumatischen Erlebnisse der Einzelnen und deren psychischer Folgeerkrankung ausrichtet.

Zielgruppen: Kinder, Jugendliche und Heranwachsende mit Traumafolgestörungen nach sexueller, körperlicher und psychischer Gewalt oder sonstigen traumatischen Ereignissen, deren Familien und Bezugspersonen.

Leistung: Psychotraumatologische Erstberatung; strukturierte traumaspezifische Diagnostik mit dem Kind bzw. der/dem Jugendlichen und dessen Eltern/Bezugspersonen; Rückmeldegespräch mit einem detaillierten Einblick in die Ergebnisse der diagnostischen Phase; Indikationsspezifische Elterntrainings; Indikationsspezifische Kinder- und Jugendgruppen; Einzelstunden mit dem Kind bzw. der/dem Jugendlichen sowie den Eltern/Bezugspersonen begleitend zu den Gruppen; Verlaufs- und Abschlussdiagnostik und deren Rückmeldung an die Zielgruppen; Nachsorge.


Wie ist der Ablauf des Versorgungsangebotes „Trauma First“?

Die Praxis für Psychotherapie stellt eine Anlaufstelle für Familien/Kinder/Bezugspersonen nach traumatischen Erfahrungen dar. Nach dem Erstkontakt erfolgt die störungsspezifische und standardisierte Eingangsdiagnostik, die sowohl mit den Eltern/Bezugspersonen als auch mit dem Kind bzw. der/dem Jugendlichen mehrere diagnostische Sitzungen beansprucht. Anschließend erfolgt ein Rückmeldungsgespräch mit der/den Familie/Bezugspersonen, in dem die Diagnose(n) mitgeteilt werden und gemeinsam mit der Familie ein individueller Behandlungs- und Betreuungsplan entwickelt wird. Die Familie erhält eine Empfehlung, ob das Kind bzw. die Eltern am Projekt der traumaspezifischen ambulanten Versorgung „Trauma First“ teilnehmen sollten.

Diagnostik: Ein Quartal intensive Diagnostik: Inhalt dieser Phase sind strukturierte traumaspezifische Diagnostik mit dem Kind, traumaspezifische Diagnostik mit den Eltern, ein strukturiertes klinisches Interview zur Erfassung der ICD-10 Diagnosen mit den Eltern (z.B. DIPS), ein klinisches Interview mit dem Kind, detaillierte Anamnese der psychischen und somatischen Entwicklung des Kindes (Schwangerschaft, frühkindliche Entwicklung, Kindergarten, Schule bis dato).

Hausbesuch: Bei jeder Familie erfolgt ein Hausbesuch, um einen Eindruck vom Familienalltag und den Wohngegebenheiten des Kind zu bekommen. Dies dient nicht zur „Kontrolle“, sondern vervollständigt den Eindruck, den wir von dem Kind und seinem Lebensumfeld bekommen wollen.

Konsil Kinderarzt/ärztin oder Hausarzt/ärztin: Jedes Kind, jede/r Jugendliche erhält eine spezielle konsiliarische Untersuchung beim behandelnden Kinder- oder Hausarzt. Hier werden anhand eines speziellen Leitfadens aktuelle und früher vorliegende somatische und psychosomatische Traumafolgen und Entwicklungsstörungen abgeklärt und im Quartalsbericht dokumentiert. Diese Untersuchung wird einmal in jedem Quartal während der Behandlung des Patienten wiederholt.

Auswertung und Rückmeldung im Familiengespräch: In einem Rückmeldegespräch erhält die Familie detaillierten Einblick in die Ergebnisse der diagnostischen Phase. Die Auswertung und Interpretation der Testbefunde, der klinischen Interviews und der Konsiliarbefunde werden der Familie verständlich dargelegt, sodass diese befähigt wird, eine verantwortliche Entscheidung über die weitere Behandlung zu treffen.

Ist eine Behandlung indiziert, wird das Behandlungsangebot der Familie vorgestellt und erläutert. Motivation und Compliance aller beteiligten Familienmitglieder werden abgeklärt und mit der Familie besprochen, warum diese im Rahmen einer Heilbehandlung unerlässlich sind. Kommt eine Arbeitsallianz zustande, erfolgt die Einleitung der Behandlung, Einteilung in Schweregrad und Terminabsprachen.

Behandlungsphase: 3 Quartale lang intensive Psychotherapie

Indikationsspezifische Kinder-/Jugendgruppe: Mit den Kindern/Jugendlichen wird ein Gruppentraining durchgeführt. Bei den Gruppesitzungen handelt es sich stets um eine ausgewogene Mischung zwischen Vermittlung von Handlungswissen, praktischen Übungen, Rollenspielen und Entspannungsübungen und Auswertung von Alltagssituationen der Familie. Inhaltliche Themen sind beispielsweise „Angst“, „Alpträume“, „Wohin mit meiner Wut“, „Was mir hilft“, „Was mir Kraft gibt“, „Normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse“ und aktuelle Herausforderungen des Familienalltages. Die Kinder werden engmaschig begleitet, um den Aufbau von Selbstwert und Selbstwirksamkeitserwartungen unterstützen zu können, weiterhin wird der Abbau von ungünstigen Verhaltensmustern angestrebt (Vermeidungsverhalten, Rückzug und Aggression). Die Kindergruppen finden meist in vierzehntägigem Abstand statt.

Elterntraining: Alle Eltern nehmen an einer Elterngruppe teil. Für den Erfolg der Therapie ist dieses Element besonders wichtig. Bei den Gruppensitzungen handelt es sich stets um eine ausgewogene Mischung zwischen Psychoedukation, praktischen Übungen, Erfahrungsaustsausch und Auswertung von Alltagssituationen der Familie. Inhaltliche Themen sind beispielsweise „Normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse“, „Umgang mit den Ängsten der Kinder“, „Wie verhalte ich mich bei Alpträumen“, „Wohin mit meiner Wut“, „Was kann ich bei Überforderung tun“, „Förderung der Autonomie des Kindes“, „positive Familienaktivitäten“ und aktuelle Herausforderungen des Familienalltages. Die Eltern werden engmaschig begleitet, um die Familie beim Aufbau von unterstützendem Erziehungsverhalten und einem günstigen Umgang mit den Symptomen des Kindes und den übrigen Problembereichen zu unterstützen. Weiterhin werden die Eltern auch zur Selbstfürsorge angeregt, um als stabile Eltern die Kinder stützen zu können. Die Elterngruppe findet meist in dreiwöchentlichem Abstand statt.

Familiengespräche: In regelmäßigen Abständen wird mit der Familie die aktuelle Familiensituation ausgewertet, die bisherigen Fortschritte hervorgehoben, Schwierigkeiten analysiert und Lösungswege erarbeitet. Die Familiengespräche sind insbesondere für heikle oder schambesetzte Themen geeignet, die in der Gruppe nicht erörtert werden können.

Einzelgespräche: In regelmäßigen Abständen wird mit dem Kind bzw. der/dem Jugendlichen, jungen Erwachsenen die aktuelle Situation (Familie, Freunde, Schule) ausgewertet, die bisherigen Fortschritte hervorgehoben, Schwierigkeiten analysiert und Lösungswege erarbeitet. Die Einzelgespräche sind insbesondere für heikle oder schambesetzte Themen geeignet, die in der Gruppe nicht erörtert werden können. Die Einzelgespräche finden meist vierzehntägig statt.

Pädiatrische Mitbehandlung: Zu Beginn der Behandlung und fortlaufend alle drei Monate bis zum Ende der Behandlung erfolgen pädiatrische Konsile.

Diagnostik: Alle drei bis sechs Monate wird erneut eine Fragebogen-Diagnostik durchgeführt.

 


Was sind die Rahmenbedingungen?

Liegt eine Zusage bzgl. der Kostenübernahme durch den Kostenträger (Krankenkasse, Unfallkasse) vor, beginnt die psychotherapeutische Versorgung ohne Wartezeiten.


Wer trägt die Kosten?

Kostenträger sind generell die Kranken- und Unfallkassen.

Die Techniker Krankenkasse hat als Kostenträger eine Vorreiterrolle übernommen, indem sie im April 2008 mit der Praxis und der kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt einen Versorgungsvertrag zu „Trauma First“ abgeschlossen hat, so dass deren Versicherte mit Traumafolgestörungen schnell und unkompliziert von der traumaspezifischen Versorgung profitieren können.

Alle übrigen Kostenträger fällen Einzelfallentscheidungen.

 


Was mache ich, wenn ich nicht zu meinem Termin kommen kann?

Sollten Sie verhindert sein, so geben Sie uns bitte telefonisch oder per Mail rechtzeitig Bescheid.


Wer sind unsere Kooperationspartner?

Kooperationspartner, die im Rahmen der traumaspezifischen ambulanten Versorgung Leistungen erbringen:

  • Niedergelassene Kinderärzte
  • Niedergelassene Kinderpsychiater, Psychiater
  • Niedergelassene Hausärzte

Kooperationspartner, die keine Leistungserbringer im Rahmen der traumaspezifischen ambulanten Versorgung sind, mit denen jedoch je nach Bedarf eine intensive Zusammenarbeit erfolgt:

  • Sozialpädiatrisches Zentrum Halle
  • Klinik für Kinder- und Jugendmedizin MLU
  • psychosoziale Einrichtungen, z. B. Erziehungsberatungsstellen, Beratungsstellen wie ProFamilia, die Interventionsstelle für häusliche Gewalt, mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt, Opferhilfe der Justiz, Weißer Ring
  • Spezialisierte ambulante Erziehungshilfen, z.B. „Seelensteine“, „Labyrinth“, „Bunte Feuer“
  • Jugendämter

Vertragspartner


Wie wird unser Programm „Trauma First“ evaluiert?

Das Projekt „Trauma First“ wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die wissenschaftliche Evaluation erfolgt in Kooperation mit

  • PD Dr. phil. Christoph Kröger, Institut für Psychologie/Psychotherapeiambulanz, Technische Universität Braunschweig;
  • PD Dr. Heide Glaesmer, Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR;
  • Prof. K. Beesdo-Baum,  Professur für Behaviorale Epidemiologie, TU Dresden

In der Eingangsdiagnostik wird eine strukturierte traumaspezifische Diagnostik mit dem Kind bzw. der/dem Jugendlichen, der jungen Frau, traumaspezifische Diagnostik mit den Eltern, ein strukturiertes klinisches Interview zur Erfassung der „International Classification of Deseases“ (ICD-10) Diagnosen mit den Eltern (z.B. Diagnostisches Interview bei Psychischen Störungen – DIPS), ein klinisches Interview mit dem Kind bzw. der/dem Jugendlichen, jungen Frauen, detaillierte Anamnese der psychischen und somatischen Entwicklung des Kindes (Schwangerschaft, frühkindliche Entwicklung, Kindergarten, Schule bis dato) durchgeführt und die entsprechenden Daten erhoben und ausgewertet. Behandlungsbegleitend werden alle drei bis sechs Monate erneut eine Fragebogen-Diagnostik durchgeführt.

An die Behandlung schließt sich eine Post-Diagnostik an. Die Ergebnisse der Begleit- und Abschlussdiagnostik werden mit denen der Eingangsdiagnostik verglichen und interpretiert. Die Ergebnisse werden wissenschaftlich ausgewertet.